Geschichte und Entstehung des Museums
Das Dorf Zubrnice (Saubernitz) war, wie viele andere Dörfer auf deutschsprachigen Gebieten in den böhmischen Ländern, nach dem Zweiten Weltkrieg von der Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung betroffen, was einen Bruch in den jahrhundertealten Beziehungen zu Boden, Landschaft und Ort bedeutete. Allmählich verschwanden Streuobst- und Hopfengärtenn, die seit Generationen kultivierte Kulturlandschaft degradierte allmählich. In den 1960er Jahren wurden mitten im Dorf aus heutiger Sicht sehr wertvolle Gebäude abgerissen. Schließlich sollte die Magdalenenkirche abgesprengt werden. Im letzten Moment wurde die Vernichtung des unersetzlichen Kulturerbes verhindert.
Der Wendepunkt kam 1974, als Mitarbeiter des Heimatmuseums in Ústí nad Labem mit Sitz in Trmice von der Situation rund um die Kirche erfuhren. Es gelang ihnen nicht nur, die Kirche vor der Sprengung zu retten, sondern bei wiederholten Fahrten des Museumspersonals ins Dorf konnte auch das Haus Nr. 61 vor dem Abriss gerettet werden. Das Haus, das bis heute den Grundstock des Museums bildet, befand sich zum Zeitpunkt seiner Übernahme aus dem Besitz des Volkseigenen Gutes in einem desolaten Zustand. Durch ein Zusammenspiel glücklicher Umstände (der Abriss wurde wegen Erkrankung Baggerfahrers verschoben) gelang es František Ledvinka, dem Gründer und langjährigen Direktor des Museums, das Gebäude mit taktischer Diplomatie schnell an das Museum zu übertragen. Ursprünglich sollte es als Freizeiteinrichtung für die Mitarbeiter dienen, aber allmählich wurde das Potenzial der örtlichen Bebauung entdeckt, und dabei entstand die Idee, ein Museum für Volksarchitektur zu errichten, dessen systematischer Aufbau 1977 begann.
Zu einer Zeit, als in Nordböhmen infolge des Bergbaus und des systematischen Verfalls eine große Zerstörung von Denkmälern stattfand, die nur als Urlaubshäuser vor noch größerer Zerstörung bewahrt wurden, kann dies als eine gut durchdachte Tat verstanden werden.
Das Dorf wurde dann einer bauhistorischen Untersuchung unter der Leitung von Prof. Jiří Škabrada unterzogen, die weitere wichtige Besonderheiten enthüllte. Gleichzeitig begann man, in der Umgebung gefundene und gerettete Bauten und kleine Kirchendenkmäler in Zubrnice zu konzentrieren, zu restaurieren und an deren neuen Anwendung zu arbeiten. František Ledvinka nutzte seine Kontakte zu einem der führenden Experten für den konzeptionellen Ausbau von Freilichtmuseen, dem Ethnologen Dr. Jiří Langer vom Walachischen Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštěm, und sorgte auf diese Weise für eine direkte Verbindung mit dieser Spitzeneinrichtung im Bereich der Volksarchitektur.
Die Arbeiten selbst wurden zunächst mit eigenen Kräften und in Feierabendbrigaden während des laufenden Museumsbetriebs durchgeführt. Doch schon bald zeigten sich Denkmalschützer an der Wiederherstellung interessiert und auch Handwerker aus den Werkstätten des Bezirksdenkmalamtes nahmen daran teil. Eben damals hat das Museum das Bahnhofsgebäude in der Hoffnung auf einen regulären Zugverkehr erworben und saniert.
Am 22. September 1988 wurde der erste und bisher zentrale Besichtigungsrundgang des Museums – das Hopfengehöft Nr. 61 – unter Schirmherrschaft eines bedeutenden Volksarchitekturexperten, PhDr. Josef Vařeka, feierlich eröffnet. Nach der Wende 1989 wurde die Sanierung der Kirche abgeschlossen und den Besuchern öffneten sich schrittweise die Ausstellungsobjekte Schule und Laden und im folgenden Jahrzehnt die Bauernmühle in Týniště.
Das Museum eröffnete eine aktive Zusammenarbeit mit der Fakultät für Umwelt der Jan Evangelista Purkyně-Universität in Ústí nad Labem sowie mit Studenten der heutigen Fakultät für Kunst und Design, die Mitte der 1990er Jahre begannen, studentische Maimärkte zu organisieren, die in der ganzen Region bekannt und für lange Zeit die einzigen dieser Art waren.
1994 wurde das Museum Zubrnice selbständig und ging von der Stadtverwaltung an das Nationale Denkmalinstitut in Ústí nad Labem und 2013 an die Prager Denkmalverwaltung über. Das jüngste Kapitel seiner Geschichte begann im Dezember 2018, als es Teil des Nationalen Freilichtmuseums mit Sitz in Rožnov pod Radhoštěm wurde, wo sein Gründer vor mehr als vierzig Jahren Inspiration suchte.
Das letzte große Projekt des Museums war 2008–2012 eine grenzüberschreitende Kooperation mit einem deutschen Partner im Programm Cíl3/Ziel3, welche die Sanierung des aus Loubí übertragenen Gebäudes mit einer EU-Förderung ermöglichte, das heute als multifunktionales Bildungszentrum mit einer umfassenden Ausstattung dient. Es ist das größte Gebäude für Bildungsprogramme in allen Freilichtmuseen in Tschechien.